Mit Big Data das Handschweißen optimieren

26.05.2023 04:30:00

Wer automatisiert schweißt, muss meist große Auftragsvolumen fertigen. Die während des Schweißprozesses generierten Daten werden unter anderem auch als Basis für Optimierungen genutzt. Doch wie funktioniert das beim Handschweißen? Können Daten auch in der manuellen Fertigung erfasst, gesammelt und ausgewertet werden, um damit Prozesse zu optimieren? Die Antwort lautet: Ja. Sogar auch sogenannte Big Data.

Unter Big Data versteht man sehr große Datenmengen, die der Mensch nicht mehr innerhalb kurzer Zeit auswerten kann und Computerprogramme dieses übernehmen müssen. Doch wo kommen diese Daten beim manuellen Schweißen her? Die Antwort lautet: aus dem Schweißprozess.

Eine Schweißfachkraft schweißt im Durchschnitt zwischen 0,3 m und 0,6 m pro Minute. Möchte man nun die elektrischen Parameter messen und geht von 1.000 Messungen pro Sekunde aus – dies einspricht einem Kilohertz – so erhält man bei 1 m Schweißnaht schon bis zu 1 Million Datenpunkte. Es ist unmöglich, diese ohne entsprechende Computerprogramme auszuwerten.

Wie werden Big Data beim Handschweißen ermittelt?

Schweißgeräte bzw. Stromquellen liefern diese großen Datenmengen. Besser gesagt, das Schweißdaten-Management-System, wie es in den meisten modernen Stromquellen heutzutage integriert ist. Hiermit werden Messdaten erfasst wie zum Beispiel die der Lichtbogenbrenndauer, des verbrauchte Stroms oder solche zum Draht- und dem Schutzgasverbrauch. Wer wissen möchte, wie viele Schweißnähte in einer Schicht geschweißt wurden und wie hoch dabei der Energieverbrauch war, kann sich aus seinem Schweißdaten-Management-System die entsprechenden Messdaten für die Kalkulation heranziehen.

Optimierungspotenziale aufdecken

Vergleiche der gesammelten Ist-Daten mit anderen Schweißarbeitsplätzen oder anderen Schichten werden unwiderruflich Unterschiede ans Licht bringen. Werden an einem manuellen Arbeitsplatz beispielsweise mehr Schweißnähte gefertigt, kann das zum einen am Können der Schweißfachkraft liegen. Es kann aber auch andere Ursachen haben.

So können die Gegebenheiten rund um den Arbeitsplatz Auslöser für mehr oder weniger Produktivität sein. Hat der Schweißer oder die Schweißerin eventuell einen längeren Weg zu den einzelnen Arbeitsmaterialien zurückzulegen? Sind die Arbeitsplätze unterschiedlich bestückt bzw. ausgerüstet? Werden möglicherweise für das Schweißen desselben Bauteils unterschiedliche Schweißbrenner verwendet? Selbst kleine Differenzen in Gewicht und Handling können die aktive Arbeitszeit beeinflussen, weil der Körper schneller ermüdet bzw. überlastet. Ein Vergleich der Daten kann somit wertvolle Optimerungspotenziale aufdecken.

Sind die Verbrauchsdaten für Energie, Draht und Gas bekannt, lassen sich daraus genauso Produktivitätsdaten ableiten. Bei neueren Schweißgeräten fürs Handschweißen lassen sich sogar Qualitätsdaten ermitteln.

Damit wird deutlich: Auch beim manuellen Schweißen spielen Big Data heute schon eine wichtige Rolle. Schauen Sie sich gerne auch das Video zu diesem Thema an:

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